Farben sind mehr als nur ein gestalterisches Element – sie sind essenzieller Bestandteil der Markenidentität, transportieren Emotionen und bestimmen maßgeblich den Eindruck einer Kollektion. Umso wichtiger ist es, dass Farben in der Textilproduktion präzise und konsistent umgesetzt werden. Schon minimale Abweichungen in der Färbung können das Gesamtkonzept stören oder den Wiedererkennungswert einer Marke mindern. In diesem Artikel zeigen wir, wie Designer*innen, Marken und Kreativteams die Farbproduktion professionell begleiten – von der ersten Idee bis zum finalen Stoff.
Lab Dips: Warum kleine Stoffmuster der erste Schritt jeder Farbfreigabe sind
Bevor Meterware gefärbt wird, kommen sogenannte Lab Dips zum Einsatz: kleine Stoffmuster, die als erste Referenz für die gewünschte Farbe dienen. Sie sind ein essenzieller Bestandteil der Vorproduktion und ermöglichen eine objektive Bewertung der Färbung unter realen Bedingungen.
Ein typischer Ablauf:
- Das Designteam gibt eine Farbvorlage (z. B. Pantone-Code) an den Färber oder Stofflieferanten.
- Dieser erstellt 2–3 Varianten des Lab Dips, um Nuancen zu zeigen.
- Die Muster werden unter Normlicht und Tageslicht geprüft.
- Nach Abnahme dient der freigegebene Lab Dip als verbindliche Referenz für die Produktion.
Lab Dips sparen Zeit und Kosten, da sie Fehler im Großauftrag vermeiden. Bei Naber Studios empfehlen wir, Lab Dips schon frühzeitig anzufordern – idealerweise parallel zur Sample-Entwicklung – um Zeitpuffer bei eventuellen Nachbesserungen einzuplanen.
Farbtreue sichern: Pantone-Codes, Lichttests und Vergleich unter Normlicht
Die subjektive Wahrnehmung von Farbe ist tückisch: Lichtquellen, Untergründe und Materialbeschaffenheit beeinflussen, wie ein Farbton erscheint. Um objektiv entscheiden zu können, braucht es klare Standards und Testmethoden.
Tools & Methoden zur Farbkontrolle:
- Pantone-Codes: Standardisierte Farbcodes, die global gültig sind und eine objektive Kommunikation ermöglichen.
- Pantone-Stoffmusterbücher: Große Referenzbücher mit eingefärbten Stoffen, die im Arbeitsalltag eine wichtige Rolle spielen.
- Normlicht-Kabinen (D65, TL84 etc.): Auch wenn wir bei Naber Studios aktuell nicht mit Lichtkabinen arbeiten, stellen sie eine anerkannte Methode in der Industrie dar, um Farben vergleichbar zu bewerten.
- Lichttests mit Farbkarten: Zeigen, wie Farben unter Tageslicht, Kunstlicht oder Verkaufslicht wirken.
Bei Naber Studios arbeiten wir vor allem mit Pantone-Büchern, die echte Stoffmuster enthalten. Diese dienen als wichtige Grundlage für Farbentscheidungen und die Kommunikation mit Lieferanten.
Abstimmungen mit Lieferanten: Wie Feedback und Freigaben dokumentiert werden
Ein reibungsloser Ablauf in der Farbproduktion setzt klare Kommunikation mit allen Beteiligten voraus – insbesondere mit Stofflieferanten und Färbereien. Dabei ist es wichtig, dass alle Entscheidungen nachvollziehbar dokumentiert und Freigaben schriftlich festgehalten werden.
Checkliste für die Abstimmung:
- Farbvorlage eindeutig benennen (z. B. Pantone 17-5104 Ultimate Gray)
- Erstellte Lab Dips nummerieren und kennzeichnen
- Kommentare zur Abweichung protokollieren (z. B. „Variante 2 ist zu warm, Variante 3 zu dunkel“)
- Freigabe mit Datum und Unterschrift bestätigen
- Finaler Lab Dip archivieren für die spätere Produktionsprüfung
Digitale Tools wie PLM-Systeme (Product Lifecycle Management) oder Farbmanagement-Software helfen, Prozesse zu standardisieren. Auch in unserem Beitrag “Tech Packs – das unsichtbare Rückgrat jeder Produktion” gehen wir darauf ein, wie technische Dokumentation die Qualitätssicherung unterstützt.
Risikominimierung: Warum Stoffproben teure Fehler verhindern
Werden Farben ohne ausreichende Kontrolle produziert, kann das teuer werden. Fehlfärbungen führen zu Ausschuss, Imageproblemen oder – im schlimmsten Fall – zur Nichtverwendbarkeit ganzer Chargen. Deshalb sind Stoffproben (Handlooms oder Bulk Samples) vor Produktionsfreigabe unerlässlich.
Diese Stoffproben dienen als “Generalprobe” und sollten unbedingt:
- Aus der finalen Charge stammen
- Unter den tatsächlichen Produktionsbedingungen gefärbt sein
- Vom Produktionsteam geprüft und mit dem freigegebenen Lab Dip verglichen werden
Gerade bei Naturfasern oder recycelten Materialien kann es zu Farbabweichungen kommen. Hier ist besondere Sorgfalt gefragt.
Best Practice: Wie man Farbproduktion effizient plant und kontrolliert
Effiziente Farbproduktion basiert auf einem Zusammenspiel aus Planung, Technik und Erfahrung. Die folgenden Best Practices helfen, Zeit und Budget zu schonen – ohne Kompromisse bei der Farbqualität einzugehen:
1. Frühzeitig mit Farbdokumentation beginnen
Die Definition der Farbtöne sollte parallel zum Designprozess starten – nicht erst kurz vor der Produktion.
2. Farbfreigaben fest in die Timeline integrieren
Puffertage für Lab Dips und Nachbesserungen einplanen, um spätere Verzögerungen zu vermeiden.
3. Farbverantwortliche benennen
Eine Person im Team sollte den Überblick über alle Farbmuster, Freigaben und Lieferantenkontakte behalten.
4. Farbmanagement als festen Bestandteil der Produktion verstehen
Farbe ist kein Nebenschauplatz, sondern zentraler Bestandteil der Markenwirkung – und verdient ebenso viel Aufmerksamkeit wie Schnitt oder Material.
Mehr zu ganzheitlicher Produktionsplanung finden Sie in unserem Beitrag “Vom Entwurf zur Realität” – mit Fokus auf Sample-Phase, Produktionslogik und Kommunikation.