In der Welt der Mode-, Textil- und Produktentwicklung ist das Design oft nur der sichtbare Teil eines weit komplexeren Prozesses. Was viele unterschätzen: Der Erfolg eines Produkts entscheidet sich nicht nur durch Kreativität, sondern auch durch Kommunikation – vor allem mit der Produktion. Und genau hier kommen Tech Packs ins Spiel.
Ob in der Bekleidungsindustrie, bei Accessoires oder sogar im Interior-Bereich: Ohne ein klar strukturiertes Tech Pack drohen Verzögerungen, Missverständnisse und unnötige Zusatzkosten. In diesem Artikel erfährst du, warum Tech Packs das stille Rückgrat jedes professionellen Designprozesses sind – und wie du sie für dein Projekt optimal aufbaust.
Was ist ein Tech Pack – und warum ist es unverzichtbar?
Ein Tech Pack (kurz für “Technical Package”) ist ein umfassendes technisches Dokument, das alle relevanten Informationen zu einem Design enthält, damit Produzenten es exakt umsetzen können. Es ist quasi die „Bauanleitung“ eines Produkts – nur deutlich detaillierter.
Für Hersteller*innen ist das Tech Pack die zentrale Informationsquelle. Es klärt, was produziert werden soll, wie es aussehen muss, welche Materialien verwendet werden, und welche Maße gelten. Ohne diese Daten wird aus einem kreativen Entwurf schnell ein Ratespiel.
Wer sich fragt, warum trotz schöner Skizzen das finale Produkt „nicht so aussieht wie gedacht“, hat in den meisten Fällen kein sauberes Tech Pack erstellt.
Diese Inhalte müssen in ein vollständiges Tech Pack
Ein gutes Tech Pack ist kein einseitiges PDF mit einer Zeichnung. Es ist eine Sammlung relevanter Spezifikationen – strukturiert, übersichtlich und professionell aufbereitet. Die wichtigsten Bestandteile:
Inhalt | Bedeutung |
Technische Zeichnung | Vorder- und Rückansicht inkl. Detailausschnitten |
Maßtabelle (Grading) | Exakte Maße für jede Größe |
Materialübersicht | Stoffe, Garn, Trims, Knöpfe, Reißverschlüsse etc. |
Farbangaben (z. B. Pantone) | Genaue Farbdefinitionen |
Verarbeitungshinweise | Nähtechniken, Säume, Fütterung, Label-Platzierung |
Pflegeetiketten & Hangtags | Position, Inhalt und Sprache der Etiketten |
Packaging-Vorgaben | Faltweise, Etikettenplatzierung, Polybag-Größen |
Je nach Produktart kann das Tech Pack erweitert werden – etwa um Druckdaten, Stickanweisungen oder spezielle Features wie verstellbare Elemente.
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Produktion – Von Konzept bis Serie
So helfen saubere Tech Packs, Produktionskosten zu senken
Ein professionelles Tech Pack vermeidet Rückfragen, Nachbesserungen und doppelte Musterphasen. Jede Korrektur kostet Zeit – und damit Geld. Gerade bei internationalen Produktionen mit langen Lieferwegen wird jede Änderung teuer.
Gute Tech Packs senken nicht nur Fehlerquoten, sondern reduzieren auch das Risiko von Materialverschwendung, Überproduktion oder fehlerhaften Lieferungen. Das schafft Planungssicherheit – besonders für kleinere Labels und Start-ups mit begrenztem Budget.
Die Faustregel: Je detaillierter und klarer dein Tech Pack, desto reibungsloser (und günstiger) läuft die Produktion.
Kommunikation mit Lieferanten: Klarheit schafft Vertrauen
Gerade in der Zusammenarbeit mit internationalen Produzenten – etwa in Portugal, der Türkei oder Asien – ist das Tech Pack die universelle Sprache. Es ersetzt lange Mails und Missverständnisse durch eine saubere, visuelle Darstellung.
Ein durchdachtes Tech Pack signalisiert Professionalität und Ernsthaftigkeit. Hersteller*innen nehmen Projekte mit strukturierten Unterlagen deutlich ernster und können exakter kalkulieren. Das erhöht die Chance auf bessere Preise, kürzere Lieferzeiten und verlässliche Ergebnisse.
Tipp: Ergänze das Tech Pack mit einem Muster oder Sample. So wird alles greifbar und nachvollziehbar.
Lies dazu auch: Vom Entwurf zur Realität: Warum gute Ideen Samples brauchen
Tools & Tipps für den Aufbau professioneller Tech Packs
Es gibt kein festes Template – aber bestimmte Tools und Workflows haben sich bewährt:
Tools
- Adobe Illustrator + Excel/Google Sheets
Klassiker für Design + Maßtabellen - Figma oder Adobe XD
Wenn’s auch digital-first sein soll - Techpacker oder Clo 3D
Plattformen speziell für Mode-Tech-Packs, auch mit 3D-Integration
Tipps für die Praxis
- Klar benennen: Jede Skizze und jede Tabelle braucht sprechende Titel.
- Versionieren: Versionen nummerieren (z. B. v1.2), um Verwirrung zu vermeiden.
- Bilder integrieren: Moodbilder und Materialreferenzen machen dein Tech Pack anschaulicher.
- PDF & editierbares Format: Immer beides verschicken – für schnelle Korrekturen.
- Englische Begriffe verwenden: Internationale Produktionen funktionieren meist auf Englisch.
Fazit: Strukturiert denken, kreativ arbeiten
Ein Tech Pack ist kein kreativer Klotz am Bein – im Gegenteil. Es befreit dein Projekt von unnötigen Rückfragen, Fehlern und Korrekturschleifen. Es ist das Rückgrat zwischen Idee und Realität, zwischen Design und Produktion.
Gerade in der Zusammenarbeit mit Lieferanten wird das Tech Pack zur Brücke zwischen Sprachen, Erwartungen und Ergebnissen. Und für Designer*innen bedeutet es: mehr gestalterische Freiheit – weil das Organisatorische im Hintergrund sauber geregelt ist.
Ob du an einer Modekollektion, einer Taschenserie oder einem Packaging-Projekt arbeitest – mit einem professionellen Tech Pack bist du einen großen Schritt näher am Ziel: ein gutes Produkt.
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